Ein Gespräch mit Pfarrer Dirk Bingener, dem neuen Präsident des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger’
Was war Ihr Hauptaugenmerk vor Ihrem Engagement im Kindermissionswerk?
Pfarrer Dirk Bingener: Bevor ich im September letzten Jahres Präsident des Kindermissionswerks ,Die Sternsinger’ wurde, habe ich vier Jahre lang als Bundespräses für den Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gearbeitet. Der BDKJ ist der Dachverband von 17 katholischen Jugendverbänden und vertritt die Interessen von über 600.000 jungen Menschen in Politik, Kirche und Gesellschaft. Gemeinsam mit dem Kindermissionswerk ist er übrigens Träger der Aktion Dreikönigssingen. Ich kannte somit das Kindermissionswerk bereits aus dieser Zusammenarbeit und war selbst auch als Kind Sternsinger. Jetzt mit der Leitung dieses Werkes betraut zu sein, ist daher etwas ganz Besonderes für mich.
Warum war es für Sie wichtig, sich beim Kindermissionswerk zu engagieren?
Bingener: Weltweit leiden unzählige Kinder unter körperlicher, emotionaler und sexualisierter Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung. Das Kindermissionswerk setzt sich in all seinen Projekten dafür ein, dass Kinder in einem sicheren Umfeld aufwachsen und ihre Rechte gewahrt werden. Jedes Jahr können wir mit den Spenden Projekte in über 100 Ländern fördern – unter anderem in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kinderrechte und Kindesschutz. Diese bedeutende Arbeit mit voranzutreiben, motiviert mich sehr.
Welche Verbindung/Gemeinsamkeit besteht für Sie zwischen der Mission des CCP und der Mission des Kindermissionswerks?
Bingener: Sowohl das Kindermissionswerk als auch das CCP haben das gleiche Ziel: Wir wollen das Kindeswohl auf der ganzen Welt fördern und Kinder vor Ausbeutung jedweder Art schützen. Für uns als Kinderhilfswerk ist es unser dringlichstes Ziel, den Schutz von Kindern in unseren Projekten zu gewährleisten. Dazu gehört sowohl die Prävention als auch die fürsorgliche Betreuung von Opfern. Die Zusammenarbeit zwischen CCP und Kindermissionswerk stärkt beide Seiten: Kinder und Jugendliche in aller Welt profitieren von Lehre, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit des CCP. Das Kindesschutz-Zentrum wiederum erhält personelle und finanzielle Unterstützung von uns und kann auf die Partnerkontakte und weltweiten Netzwerke des Kindermissionswerks zurückgreifen.
Warum ist es dem Kindermissionswerk wichtig, die Arbeit des CCP zu unterstützen?
Bingener: Das CCP leistet einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für das Thema Kindesschutz – und das nicht nur im katholischen Kontext. Darüber hinaus ermöglicht das Zentrum in Rom Grundlagenforschung im Themenfeld. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen zum Beispiel in Präventionsmaßnahmen ein und erhöhen die Wirksamkeit dieser Projekte. Dann bietet das CCP einen Diplom-Kurs zum Thema Kindesschutz an. Die Absolventen wirken später vor Ort in der Beratung und Begleitung von Betroffenen mit oder erarbeiten Kindesschutz-Leitlinien in den Diözesen. Mit all dem unterstützt das CCP auch unsere Anliegen.
Was unternimmt das Kindermissionswerk weltweit, damit seine Partner im Bereich Kindesschutz und Sicherung aktiv sind?
Bingener: Wir fordern von unseren Projektpartnern die Entwicklung und Umsetzung von Kindesschutz-Policies. Dazu gehört ein Meldesystem und ein Fallmanagement. Uns ist wichtig, dass diese Policies nicht nur auf dem Papier existieren, sondern im Alltag gelebt werden. Deshalb fördern wir entsprechende Schulungen der Verantwortlichen. Um im Kindesschutz voranzukommen, braucht es Vernetzungen und eine strategische, nationale und internationale Zusammenarbeit.
Wie werden Spenden gesammelt?
Bingener: Die meisten Spenden erhalten wir jedes Jahr im Rahmen der Aktion Dreikönigssingen, wenn die Sternsinger deutschlandweit von Haus zu Haus ziehen und Geld für benachteiligte Kinder in aller Welt sammeln. Dank dieses Engagements von 300.000 Kindern und Jugendlichen ist es uns möglich, eine Vielzahl von Projekten weltweit zu unterstützen. Darüber hinaus haben wir auch viele private und institutionelle Förderer.
Wie effektiv ist diese Art der Mittelbeschaffung?
Bingener: Allein die Sternsinger haben bei der Aktion Dreikönigssingen 2019 mehr als 50 Millionen Euro Spenden gesammelt. Das ist für die Aktion ein Rekordergebnis. Geld ist zwar nicht alles, aber umso höher die Spendeneinnahmen sind, desto mehr Mittel können in die Projekte fließen. Es begeistert mich jedes Jahr aufs Neue, wie viele junge Menschen bei der Sternsingeraktion mitmachen und getreu unserem Motto „Kinder helfen Kindern“ ihre Altersgenossen in allen Teilen der Welt unterstützen.
Arbeitet die Organisation in großem Umfang oder engagiert sie sich für bestimmte lokale Wohltätigkeitsorganisationen, Pfarreien, kleinere Organisationen usw.?
Bingener: Wir unterstützen mehr als 1.800 Projekte in über 100 Ländern weltweit. Dabei arbeiten wir ganz eng mit unseren lokalen Partnern zusammen, die die Situation vor Ort am besten kennen. Unsere Partner sind vor allem die Ortskirchen in Afrika, Asien, Ozeanien, Lateinamerika und im Vorderen Orient. Oder wir arbeiten mit anderen Hilfsorganisationen wie der Caritas zusammen.
Wie bietet die Organisation Unterstützung an, wenn dies auf nachhaltige Weise erforderlich ist, um zu verhindern, dass diejenigen, denen sie hilft, von ihrer Finanzierung abhängig werden?
Bingener: Um die Lebenssituation von Kindern zu verbessern, arbeiten wir mit unseren Partnern vor Ort überwiegend langfristig zusammen. So ist es möglich, die Wirkung der Projekte zu überprüfen, Programme weiterzuentwickeln und ihre Nachhaltigkeit zu sichern. Und unsere Projekte sind so angelegt, dass sie die Eigeninitiative vor Ort stärken.
Was sind Ihre Ziele für das Kindermissionswerk als Präsident?
Bingener: Grundsätzlich wollen wir die Not von Kindern weltweit lindern, sie vor Unterdrückung und Ausbeutung schützen, und sie darin stärken, ihre Fähigkeiten und Talenten zu entwickeln, ihre Potentiale zu entfalten. Das ist das wichtigste Ziel des Kindermissionswerks und von mir persönlich.
Haben Sie noch etwas, das Sie unserer Leserschaft mitteilen möchten?
Bingener: Für mich ist beim Thema Kindesschutz eines ganz entscheidend: Es ist eine Aufgabe, die uns alle angeht und die uns zu Recht weiter fordern wird.